Brille des Glaubens

Den Glauben vergleiche ich mit meiner Brille, die ich seit meinem 14ten Lebensjahr trage. Damals bin ich kurzsichtig geworden und konnte nicht genug weit und scharf sehen.

Eine Brille erleichterte und verschönerte mein Leben: ich konnte wieder fern schauen. Ich sah alles deutlicher und schärfer. Dies hat die Qualität meines Lebens wesentlich verbessert.

Auch der Glaube hilft mir weiter, tiefer und schärfer mein Leben zu betrachten. Ohne Glauben sind viele Ereignisse nur ein Zufall oder Folge des menschlichen Wirkens sowie der Natur.

Ohne Glaube bleibt die Frage nach dem Sinn des Lebens, des Leidens und Sterbens ein Rätsel. Die Welt ist nur eindimensional.

Durch die Brille des Glaubens entdecke ich Gottes Wirken in der Welt und in meinem Leben. Der Glaube hilft mir, die Grenze der sichtbaren, materiellen Welt zu überschreiten und die geistig-ewige, einfach himmlische Welt zu entdecken.

Dank des Glaubens habe ich eine doppelte Sicht der Dinge. Mein Leben ist reicher und schöner.

Aber ich muss die Brille auch pflegen. Wenn die Gläser verkratzt oder zu schwach geworden sind, dann muss ich sie austauschen lassen und eine neue, bessere besorgen.

So ist es auch mit dem Glauben. Der „alte“ Glaube aus meiner Kindheit ist zu schwach, um mein Erwachsenen-Leben zu begleiten. Er muss immer wieder erneuert und gestärkt werden. Erst dann wird er mir helfen, die Probleme der Welt in einem anderen Licht zu sehen und meinem Leben Halt gibt.

 Msgr. Dr. Josef Hernoga, Schwabach, 19.01.18

P.S. „Die Geheimnisse des Glaubens sind wie die Sonne: Hinschauen kann man nicht, aber in ihrem Licht sehen wir alles anders.“ (Gilbert Chesterton)