Der Rubin

Ein Märchen erzählt von einem König, der reich und berühmt war, weil er im Besitz von einem außergewöhnlichen Edelstein gewesen ist. Er war stolz auf seinen Rubin, den er gerne seinen Gästen zeigte.

Aber eines Tages stellte er total verdutzt fest, dass sein Rubin einen Kratzer hat. Kein Mensch konnte erklären, wie es zu dieser Beschädigung kam. Auf jeden Fall beschloss der König den Makel von seinem Rubin zu entfernen. Jedoch keiner von seinen Handwerkern und Künstlern war fähig den Riss von dem Edelstein zu entfernen. Eines Tages aber brachte ein Diener seinem König einen alten Juwelier, der dem beschädigten Stein wieder seinen vollen Glanz bringen sollte.

Der Juwelier schaute sich den Edelstein an und stellte fest, dass auch er nicht im Stande ist, den Kratzer zu entfernen. „Aber“ – sagte er zum König – „ich kann den Rubin noch schöner machen als er ursprünglich war“.

Nach der Zustimmung des Königs ritzte der Juwelier auf den Edelstein eine Rose. Der Riss wurde zu ihrem Stiel. Und auf diese Weise ist der Rubin noch schöner und kostbarer geworden.

Diese Sage beinhaltet in sich ein Evangelium von Gott und uns Menschen. Denn Gott ist wie ein Juwelier, der meine Makel in eine wunderschöne Rose verwandeln kann. Und so werde ich als Mensch und Christ noch wertvoller, kostbarer und schöner, als ich vorher war. Aber ich muss Gott an mich heran lassen…

 Msgr. Dr. Josef Hernoga, Schwabach, 20.10.17