Labyrinth des Lebens

Das Labyrinth gehört zu den ältesten Symbolen, das in den meisten Kulturen der Welt bekannt ist. Es wird als Sinnbild des menschlichen Lebens in dieser Welt gesehen.

Denn wir Menschen sind „homo viator“, Wanderer, die durch viele krummen Wege das Innere, die Mitte, suchen, wo es Heil und Geborgenheit gibt. Die Mitte steht für Ziel und Sinn des Lebens.

Aber das Ziel wollen wir in der Regel möglichst schnell erreichen und erleben dabei Verwirrung. Denn viele Wege liegen eng beieinander und wir haben keinen Überblick des Ganzen. Wir erkennen nicht welcher Weg nach vorne führt und welcher zurück, welcher zur Mitte und welcher von der Mitte zurück. Der Weg zur Mitte ist nicht „geradeaus“, sondern vielmehr führt er durch Wendepunkte. Um das Ziel zu erreichen müssen wir immer wieder wenden, umkehren, einen Umweg gehen…Und das kostet Zeit, verlangt Übersicht und Geduld. Denn erst durch viele Wendungen, Veränderungen und Grenzerfahrungen können wir die Mitte erreichen.

Die Mitte unseres Lebens ist Gott. Er ist das letztliche Ziel meines Weges durch diese Welt und meine Erfüllung.

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6).

„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10) – lehrt Jesus Christus. Und der Hl. Augustinus fügt hinzu: „Unruhig ist mein Herz, bis es seine Ruhe in Gott findet.“

Das Erreichen der Mitte des Lebens, das Leben in der Liebesbeziehung mit Gott befähigt uns zur Nächstenliebe. Denn der Weg zur Mitte führt zur Gottesliebe. Der Weg aus der Mitte führt zur Nächstenliebe.

Msgr. Josef Hernoga, Schwabach, 12.01.18

P.S. Das Labyrinth ist kein Irrgarten, der keine Mitte hat und in die Sackgasse führt.