Was nichts kostet ist viel wert

Die folgende Geschichte ereignete sich im 19. Jahrhundert.
Eine arme Familie wollte nach Nord-Amerika auswandern. Die USA waren für sie wie das gelobte Land für die Israeliten. Sie sparten viele Jahre lang Geld, um die Schifffahrt bezahlen zu können. Für ihre Fahrt haben sie Kekse und Käse eingekauft, um unterwegs nicht zu verhungern. Jeden Tag haben sie in ihrer Kabine den Proviant gegessen. Dabei beobachteten sie ganz neidisch, wie die anderen Schiffspassagiere jeden Tag zum Essen in die Kantine gingen. Am letzten Tag ihrer Reise sagte der Vater: "Heute gehen wir alle in die Kantine zum feierlichen Mittagessen." Beim Eingang begrüßte sie der Kapitän und fragte: "Wieso kommen sie erst heute hierher zum Mittagessen? Das Essen ist ja in Ihrer Fahrkarte beinhaltet."

Ist es nicht ähnlich mit uns? Vergessen wir nicht zu oft, dass der barmherzige Gott uns im Gebet, in der Beichte und vor allem in der Feier der Hl. Messen mit seiner Gnade bereichern will? Er schenkt mir das, was die Menschen und die ganze Welt mir nicht geben können. In den Sakramenten stattet mich Gott aus mit den Gaben, die ich heute und in den nächsten Tagen meines Lebens als Christ, als Ehemann/Ehefrau, als Kranke/r, als schwacher Mensch brauche.

Der Prophet Jesaja ruft die Gläubigen auf, diese Gaben Gottes anzunehmen: "Auf, ihr Durstigen… kommt und kauft ohne Geld…, ohne Bezahlung. Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt und mit dem Lohn eurer Mühe, was euch nicht satt macht?" (Jes 55,1-2).

Und Gottes Gnade ist gratis, umsonst. Vielleicht deswegen denken wir post-moderne Menschen so: "Was nichts kostet ist nichts wert." Bei Gott ist es gerade umgekehrt: "Was nichts kostet ist viel wert!"

Msgr. Dr. Josef Hernoga, Schwabach, 15.01.2016