Zweidimensional

Als Jesus einen Gelähmten am Teich Bethesda fragte: "Willst du gesund werden?" antwortete der: "Herr, ich habe keinen Menschen" (vgl. Joh 5, 1-8).

Diese Szene zeigt, dass unsere Wünsche, Erwartungen, Sehnsüchte, Geschmäcker, Gelüste und Begehren zweidimensional sind. Sie haben eine doppelte Aufgabe: Sie sollen unserem Körper und zugleich unserer Seele gut tun! Ein paar Beispiele dazu:

• Der Mensch verlangt nach körperlicher Vereinigung, nach Sex. Viele, besonders junge Leute, denken sich dabei: Sex lässt alle Probleme vergessen und macht mich glücklich. Dabei verwechseln sie Liebe mit Sex. Und dann kommt ein böses Erwachen, wie bei einem Mädchen: "Es hat jedem geglaubt, alle geliebt und blieb bei der Hoffnung".
  
  Warum? Weil Sex nur ein Deck-Mantel dafür ist, was meine Seele braucht: lieben und geliebt werden; Geborgenheit und Glück erleben; sich anvertrauen und gebraucht werden…
  
  
• Oft verlangen wir nach Geld, Wohlstand und Reichtum. Aber dahinter steckt der Wunsch nach Sicherheit, Schutz und angstfreiem Leben. (Diese Bedürfnisse nützen die Versicherungen gnadenlos aus: Bei uns ist alles sicher…, außer dem Fall, den du gerade hast.)

• Viele sehnen sich nach Schönheit, Popularität, Ansehen… Aber hinter diesem Verlangen steht das Bedürfnis akzeptiert, geschätzt, beachtet und angenommen zu werden.

Ja, solange unsere seelischen Bedürfnisse nicht erfüllt werden, finden wir keinen Geschmack, keinen Appetit am Leben, wir werden unerfüllt leben und ungesättigt herum laufen…

Darauf hat bereits der Prophet Jesaja im Alten Testament hingewiesen:

"Auf, ihr Durstigen, kommt zum Wasser! ... Kommt und kauft ohne Geld… Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, mit dem Lohn eurer Mühe, was euch nicht satt macht? Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen" (Jes 55, 1 – 2).

Msgr. Dr. Josef Hernoga, Schwabach, 03.07.15