Egoistische Liebe?

Ein Mann, der sich seit Jahren ehrenamtlich in der Krankenbetreuung engagiert, erzählte mir neulich, wie schnell er einen "neuen Patienten" fand nachdem der "alte" verstorben ist.

"Ich muss etwas Gutes tun. Denn das gibt mir ein gutes Gefühl des Gebrauchtwerdens. Dann bin ich zufrieden und innerlich froh"- sagte er.

Die Hilfe für die Kranken, die Gespräche und die geschenkte Zeit sind lobenswert. Jedoch geht es im Christsein bei den "Liebeswerken" um etwas mehr, und zwar um SELBSTLOSIGKEIT. Die echte Liebe ist immer selbstlos! Ich soll lieben um der Liebe willen.

Wie wird meine Liebe selbstlos? Vor allem durch meine reine Intention und richtige Motivation, d.h. wenn ich etwas Gutes tue für Gott und für meinen Nächsten ohne Erwartung irgendwelcher Belohnung, auch nicht für meine "Selbstzufriedenheit". So handelte der barmherzige Samariter (Lk 10, 25-37).

Die selbstlose Liebe ist "leidenschaftlich", d.h. mit Leid, Entsagung und Opferbereitschaft verbunden. Ich muss meinen Egoismus sterben lassen, um für andere zu leben. Ein Beispiel dafür ist die Mutter Teresa von Kalkutta. Jahrelang hat sie Gott im Beten und Handeln nicht "gefühlt", trotzdem war sie in Tat und Gebet jeden Tag mit IHM verbunden.

Eine solche Liebe bringt viele gute Früchte für die Umgebung aber auch für den selbstlosen Menschen. "Geben ist seliger als nehmen" (Apg 20,35). Eine solche Liebe vergilt Gott mit dem Gefühl des Gebrauchtwerdens, mit dem Sinn des Lebens und mit innerer Freude. Denn Gott lässt sich im Guten nicht übertreffen. Man darf dabei jedoch nicht vergessen, dass der Sinn des Lebens und das Gefühl der inneren Freude die Folgen und nicht das Ziel der Selbstlosigkeit sind…

Msgr. Dr. Josef Hernoga, Schwabach, 17. 07.15.