„Ich bin bereit, Herr“

singt Leonard Cohen (+7.12.2016) in seinem Album, das er zwei Wochen vor seinem Tod veröffentlichte. Im Angesicht des Todes scheint er ganz bei sich zu sein: „I am leaving the table / I am out off the game“. Er verlässt den Tisch, ist raus aus dem Spiel.

Dies ist das 36-minutige Testament des Künstlers, den viele für den besten Songschreiber unserer Zeit halten.

Das Einverständnis mit dem eigenen Tod und das Warten auf die Begegnung mit Gott sind Früchte seines langen kurvigen Lebensweges, den Cohen durchgemacht hatte.

Das Zuhören des Titelsongs „You want it darker“ ist wie ein Gebet.

Die tiefe Stimme Cohens klingt wie ein Schall aus dem Jenseits: „Willst du, dass es dunkel wird – löschen wir die Flamme“.

Auf der Video-Aufnahme dieses Liedes erscheint das unbewegte Porträt des Sängers, der aus einem schwarzen Hintergrund in ein weißes Fenster auftaucht. Die Gestalt Cohens ist auch schwarz-weiß (so zog er sich für seine Auftritte meistens an).

Die einzige Farbe bringt hier die Glut der Zigarette, aus der Rauch empor steigt. Ein Symbol für das zu Ende gehende Leben.

Im Hintergrund hört man einen gregorianischen Männerchor, den plötzlich eine „goldene Stimme“ überragt mit dem hebräischen Wort „hineni“ – „Ich bin bereit“.

Mit diesem Wort „hineni“ antworteten Abraham, Mose, Samuel Gott, der sie (be-)rufen hat…

Msgr. Dr. Josef Hernoga, Schwabach, 17.11.17