Das Gebet eines urlaubsreifen Lehrers
Herr Jesus Christus, mein Lehrmeister!
Bei Dir suche ich nach Verständnis und Geborgenheit.
Zu Dir bete ich am letzten Tag des Schuljahres.
Ich habe alle Schüler meiner Klasse vor Augen:
den zerstreuten David, der immer mit Verspätung kam;
die Kathrin, die nie richtig gekämmt war;
den dicken Jakob, der stets hungrig war;
die Julia, die ständig andere verpetzte;
und vor allem den zappeligen Philipp und andere Spitzbuben,
die mir oft auf die Nerven gingen.
Oh! Wie monoton und langweilig wäre unsere Schule ohne sie.
Gott, ich durfte in diesem Schuljahr wieder viel Freude erleben:
mit den braven, willigen und aufgeschlossenen Kindern,die mich mögen;
mit den Eltern, die mitgemacht haben;
mit der Rektorin, die mich ab und zu lobte.
Gott, ich danke Dir auch für die guten Gespräche,
für das Gefühl gebraucht zu sein
und für jedes herzhaftes Lachen.
Heute bin ich jedoch müde, schlapp und urlaubsreif.
Ganz deutlich höre ich, Jesu, Deine Worte:
„Kommt mit an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus“ (Mk 6,31).
Hilf mir die Zeit der Erholung für Körper, Psyche und Seele gut zu nützen.
Möge diese Zeit ganz langsam vergehen.
Beschütze die Kinder bei Tag und Nacht
und wecke in ihnen die Sehnsucht nach der Schule und uns Lehrern.
Wecke auch in mir Begeisterung und Idealismus zu meinem Beruf,
aber erst nach den Ferien. Amen.
Msgr. Dr. Josef Hernoga, Schwabach, 29.07.22.
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