Durstige tränken
„Wir sind als ein Hunger erschaffen,
wir sind als ein Durst gemacht,
eine Höhlung ist in uns gegraben,
die will gefüllt sein“ – schreibt Gottfried Bachl.
Essen und Trinken gehören zu den wichtigsten Grundbedürfnissen des körperlichen Lebens. Sie bedingen unsere Gesundheit und unser Überleben. Durst ist noch schwerer zu ertragen als Hunger.
Papst Franziskus nennt den Zugang zum Wasser zu den wichtigsten Menschenrechten: „In Wirklichkeit ist der Zugang zu sicherem Trinkwasser ein grundlegendes, fundamentales und allgemeines Menschenrecht, weil es für das Überleben der Menschen ausschlaggebend und daher die Bedingung für die Ausübung der anderen Menschenrechte ist“ (Laudato si).
Darum wird uns Jesus Christus im letzten Gericht sagen: „Ich war durstig, und ihr habt mit zu trinken gegeben“ (Mt 25, 35). Zu der Samaritanerin sagte er: „Gib mir zu trinken“ (Joh 4, 7).
„Durstige zu tränken“ ist also ein moralischer Imperativ, eine menschliche Pflicht jedes Menschen. Jemanden das Wasser verweigern, bedeutet sich an seinem Tod beteiligen.
Der Durst nach Wasser ist in der Bibel ein Symbol des seelischen Verlangens nach Gott: „Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott“ (Ps 42,3). Darum gehört zu den wichtigsten Aufgaben jedes Menschen, für die Bedürfnisse der eigenen Seele und die der Mitmenschen zu sorgen. Denn den seelischen Durst kann nur Gott selber stillen.
Msgr. Dr. Josef Hernoga, Schwabach, 8.07.16
P.S. Fragen zur Gewissenserforschung:
- Wie oft biete ich meinem Ehepartner einen Tee an, wenn er müde nach Hause zurück kommt?
- Wann lade ich den Mitmenschen zum Kaffeetrinken ein, der sich nach einem Gespräch mit mir sehnt?
- Traue ich mich, meinem Nächsten die Glaubens-Medizin für die Seele anzubieten?
Die nächsten Termine
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