Ein Koffer der Barmherzigkeit

Einen Koffer, einen Rucksack oder eine Reisetasche benötige ich, wenn ich mich auf eine Reise begebe.

Als Christ bin ich ein Reisender, bzw. ein Wanderer (homo viator) durch diese irdische Welt ins Himmelreich. Als solcher brauche ich einen „geistlichen Koffer der Barmherzigkeit“, damit meine Pilgerschaft gelinge.

In diesem Koffer befinden sich viele Gnaden, Tugenden und Eigenschaften, die ich unterwegs dringend benötige. Zunächst bedarf ich des Glaubens, der mir einen direkten Kontakt mit Gott ermöglicht. Denn aus der vertraulichen Verbindung mit Gott bekomme ich Kraft und Licht für meinen Weg. Der Glaube gibt mir die Gewissheit, dass Jesus Christus mit mir geht, mir zur Seite steht. Er schenkt mir auch die notwendige Nahrung (Hl. Kommunion), die die treibende Energie meines Lebens ist.

In meinem geistlichen Koffer ist auch das Erbarmen, das ich von Gott erhalten habe, damit ich es meinen Mitmenschen als Mitleid und Güte weiter schenke.

Sehr wichtig sind in diesem Koffer die Empathie, Zuneigung, Solidarität und Selbstlosigkeit. Diese Tugenden helfen meinen Nächsten und machen mein Leben wertvoll und froh. Dazu gehören auch Hilfsbereitschaft, Herzlichkeit, Gunst und Freundlichkeit. Auch die Gefühle, wie Betroffenheit, Rührung, Anteilnahme, Wertschätzung, Achtsamkeit und Liebe habe ich in meinem Koffer dabei. Sie schaffen wertvolle zwischen-menschliche Beziehungen, die unser Leben beachtlich, kostbar und schön machen.

In der Tiefe meines Koffers der Barmherzigkeit liegt die Bereitschaft zur Vergebung und Versöhnung. Wenn sie in die Tat umgesetzt wird, befreit sie mich von Hass und Rache und macht mich ein bisschen „göttlich“.

Msgr. Dr. Josef Hernoga, Schwabach, 01.04.16