Fahrradmeditation

Aus meiner Jugendzeit ist mir die Leidenschaft zum Radfahren geblieben. Obwohl ich jetzt nicht so viel und vor allem nicht so schnell wie damals fahren kann, steige ich doch gerne aufs Rad. Und wenn ich allein und langsam fahre, halte ich …eine Meditation.
Neulich ist mir der Vergleich zwischen dem Fahrradfahren und meinem Christsein in den Sinn gekommen. Was haben sie gemeinsam? Welche Ähnlichkeiten?
Mein Leben und das Fahrradfahren sind ein schönes Abenteuer, ein schönes Erlebnis, das mir Freude bereitet. Die Landschaft, die Menschen, die Witterung sind erlebenswert. Sie sind eine Bereicherung, das Gegenteil zur Langenweile. Das Leben ist lebenswert, es ist schön, obwohl es mit viel Mühe und Überwindung von Hindernissen verbunden ist.
Im christlichen Leben, ähnlich wie beim Radfahren, sind gerade Strecken zu gehen, die bergab zum Ziel führen. Andersmal kommen scharfe Kurven und steile Auffahrten. Mal habe ich Rückenwind, mal muss ich gegen den Wind radeln.
Was mir auf der langen Strecke hilft, das sind ein Getränk und eine Kleinigkeit zum Essen. Dies gibt mir einen „Energie-Schub“.
Auch im christlichen Leben brauche ich die Eucharistie, die Quelle der seelischen Energie. Regelmäßiges Kommunizieren und Beten ist der Akku, den ich bei den modernen Fahrrädern sehe.
Bei einer längeren Fahrt ist es sehr wichtig, das Ziel zu kennen und eine Landkarte bzw. ein Navi als Orientierungshilfe dabei zu haben. Die Bibel, der Katechismus und ein gutes Buch geben mir für mein Christsein Orientierung und führen mich zum Ziel meines Lebens, zu Gott, zum Himmelreich.
Wichtig ist bei einer Fahrt noch, eine Erholungspause einzulegen. Dadurch genieße ich meine Umgebung, denke über den Sinn meiner Fahrt nach und regeneriere meine Kräfte. In meinem spirituellen Leben habe ich auch einige Oasen, Orte wo ich mich ausruhe und neue Kraft schöpfe, wie z.B. eine Anbetungskapelle, eine Gebetsecke in der Wohnung, ein bequemer Sessel, der Garten, ein Pfad im Wald, die Begegnung mit einem Freund…

Msgr. Dr. Josef Hernoga, Schwabach, 23.08.19