Jahr der Orden

Der Hl. Vater Franziskus hat das Jahr 2015 als Jahr der Orden ausgerufen. Es ist an der Zeit, über den Sinn und den Wert der Ordensgemeinschaften in der Kirche nachzudenken und intensiver um neue Berufungen für Gott geweihtes Leben zu beten.

Nicht nur heute stößt das Leben von Nonnen und Mönchen bei uns modernen Menschen auf Missverständnisse.

In den romanischen Klosterkirchen in Burgund werden oft an den Säulen oder Eingangswänden Zirkusmenschen dargestellt, die auf dem Kopf stehen mit gekreuzten Beinen. Dieses Bild hat nichts mit Entspannung zu tun (wie es irrtümlicher Weise viele Reiseführer erklären), sondern es fasst das Wesen des Klosterlebens zusammen. Die Ordensleute haben gewusst, dass ihr Leben hinter Klostermauern im Gegensatz zum Leben in der säkularen Welt steht. Für die "weltlichen Menschen" ist das Mönchtum, wie das Stehen auf dem Kopf. Dadurch, dass sich gesunde Frauen und Männer bemühen nach den evangelischen Räten der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams zu leben, stellen sie ihr Leben auf den Kopf. Was die Welt als Verlust bewertet, wird im Kloster zum Gewinn. Die Ordensleute verzichten auf Sex, um besser die wahre Liebe zu genießen. Sie resignieren auf materielle Güter, um den geistlichen Reichtum besser auszukosten. Sie versprechen Gehorsam, um nach dem Willen Gottes zu suchen.

Gut fasst diese Wirklichkeit der Hl. Paulus zusammen: "Was mir damals ein Gewinn war, das habe ich um Christi Willen als Verlust erkannt…" (Philpp 3,7).

Msgr. Dr. Josef Hernoga, Schwabach, 19.06.15.

P.S. Ein Wanderer durfte in einem Kloster übernachten. Er schaut sich um und ist erstaunt über die einfache Einrichtung der Zellen. Schließlich fragt er: "Wo sind die Möbel?" Statt einer Antwort erhält er eine Gegenfrage: "Ja, wo sind denn ihre Möbel?"

"Wieso meine?" – erwiderte der Gast. "Ich bin doch auf der Durchreise." "Wir auch", – sagten die Mönche.