Rangordnung

„Setz dich auf den untersten Platz! Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden.“ (Lk 14, 10-11)

Tatsächlich gibt es sowohl im demokratischen Staat als auch in der Kirche eine Rangordnung. Diese Ordnung ist an sich nichts Schlechtes. Und Jesus hat auch nichts dagegen gesagt. Das Problem entsteht erst dann, wenn alle in der ersten Reihe sitzen wollen; wenn alle den gleichen Rang, die gleiche Stelle beanspruchen.
Bischof Kamphaus hat das auf den Punkt gebracht: „Alle wollen dienen, aber am liebsten weit oben.“
Der Rang, die Rolle in der politischen Gemeinde, in der Kirche, im Verein oder im Orchester bestimmt jedoch nicht meinen Wert. Der Wert des Menschen liegt weniger in seiner Position und Arbeit und vielmehr in seinem Herzen. „Der Wert des Menschen wird mit dem Maßstab des Herzens gemessen“ (Johannes Paul II.). „Das Wichtigste ist für die Augen unsichtbar“ (A. de Saint Exupéry). Ins Herz hinein kann aber nur Gott schauen und nur er weiß um den wahren Wert des Menschen. Bei ihm zählt mehr das, wer ich bin als was ich habe, wie hoch ich stehe, welche Arbeit ich verrichte.

Der berühmte Dirigent Leonard Bernstein wurde einmal gefragt, welches Instrument im Symphonieorchester am wenigsten gerne gespielt werde.
Er antwortete ohne zu zögern: „Die zweite Geige. Alle möchten die erste Geige spielen. Aber die zweite ist sehr wichtig: ohne sie gäbe es keine Harmonie.“

Überall benötigen wir Menschen, die „die zweite Geige spielen“.

Msgr. Dr. Josef Hernoga, Schwabach, 26.08.22