Wie Gott mir, so ich dir

Vor vielen Jahren lebten zwei Brüder, die von ihrem Vater genau je die Hälfte der Landwirtschaft geerbt hatten.

Nach einigen Monaten überlegte der jüngere Bruder:

„Es ist ungerecht, dass ich, ein Junggeselle genauso viel habe, wie mein Bruder, der seine Familie ernähren muss.“

Darum beschloss er jede Nacht einen Sack Getreide seinem Bruder geheim in die Scheune zu tragen. So tat er auch.

Aber sein älterer Bruder dachte sich:

„Ich habe Frau und Kinder, die für mich sorgen werden, wenn ich alt und gebrechlich werde. Mein Bruder aber ist allein. Darum werde ich jeden Tag früh in seine Scheune einen Sack Getreide bringen, damit er einen Vorrat für sein Alter hat.“ So tat er auch.

Beide Brüder haben darüber gerätselt, wie das möglich ist, dass sie so viel verschenken und trotzdem genug zum Leben haben…

Ich denke an dieses Märchen besonders dann, wenn mir im Leben etwas fehlt.

Dieses Märchen ist auch ein guter Kommentar zur Lehre Jesu:

„Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen“ (Mt 7,12).

 Msgr. Dr. Josef Hernoga, Schwabach, 21.07.17