Zweifelnden recht raten

Zweifel in der Wissenschaft, im Glauben und im alltäglichen Leben sind üblich. Sie bestimmen unsere Kondition als Menschen. So lange ich in dieser Welt existiere, werde ich von Zweifeln geplagt.

Es gibt einen „produktiven“ Zweifel, der uns voran treibt und einen Fortschritt gewährleitet. Dadurch, dass ich etwas in Frage stellte, habe ich etwas Neues und Besseres entdeckt. Auch in diesem Bereich kann ein guter Rat hilfreich werden: Er eröffnet mir eine neue Perspektive, gibt notwendiges Wissen, macht neugierig…

Der Zweifel hat auch einen Platz im Raum des Glaubens, weil Gott unbegreiflich, unfassbar ist und wir als Christen uns immer im Wachstumsprozess befinden.

Es gibt aber auch einen „destruktiven“ Zweifel, der mich zur „Verzweiflung“ bringt. Ich lebe dann in Ungewissheit, Skepsis, Misstrauen, Unsicherheit, Ungläubigkeit … Diese Art des Zweifels zersetzt meinen Glauben an Gott, mein Vertrauen zu den Mitmenschen, bringt den Sinn des Lebens ins Wanken.

Solche Zweifel sind wie „Ameisen in der Hose des Glaubens“ (Fr. Buechner), wie Rost am Eisen, wie Krankheitserreger. Sie müssen behandelt und entfernt werden.

Jesus Christus hat uns einen Rat gegeben: „Selig, die nicht gesehen haben und doch glauben“ (Joh 20,29). Je mehr ich Gott vertraue, desto weniger zweifle ich. Ich soll auch um die Stärkung meines Glauben beten: „Herr ich glaube, aber hilf meinem Unglauben“ (Mk 9,24).

Ich brauche auch Demut, um die Ratschläge der Bibel, der Kirche, der Fachleute, der Freunde und sogar der Kritiker anzunehmen.

Wenn ich mich bei Gott, seinen Heiligen und den mir wohlwollenden Personen beraten und erleuchten lasse, dann bin ich fähig, den Zweifelnden recht und behutsam zu beraten. So sage ich ihm: Es liegt mir an dir, ich will für dich das Beste, ich helfe dir. Und dies ist tätige Nächstenliebe.

 Msgr. Dr. Josef Hernoga, Schwabach, 9.09.16