Chemische Liebe?

Das höre ich immer wieder: „In unserer Beziehung stimmt die Chemie.“
Aber auch anders, wenn die Beziehung scheitert: „Die Chemie zwischen uns stimmt nicht. Ich kann ihn/sie nicht riechen.“
Sind das Argumente für die chemische Liebe?
Wird die Liebe durch chemische Substanzen bedingt? Oder vielleicht ist es umgekehrt: Die Liebe bewirkt im Körper chemische Reaktionen?

Es ist selbstverständlich, dass beim Lieben Hormone, chemische Wirkstoffe und Reaktionen aktiviert werden, wie z.B. Depamin, Serotin, Oxytocin, Adrenalin usw.… Denn die Liebe ist ein Akt der ganzen Person und sie lässt sich nicht nur in der Seele oder im Gehirn, in den Augen, Ohren oder im Bauch lokalisieren.
Etliche Menschen überbewerten jedoch die chemischen Faktoren der Liebe:
Bereits Shakespeare schrieb vom „Liebessaft“. In Amerika wird Nasenspray verkauft, das die Gefühle wecken soll. Dazu kommen Parfüm, Placebo, Viagra usw.… . Aber die Biochemiker behaupten: Warum die Chemie zwischen den Menschen stimmt oder nicht stimmt, das weiß die Chemie nicht!

Auf jeden Fall garantieren die Hormone allein oder andere chemische Wirkstoffe bzw. toxische Substanzen keine wahre und dauerhafte Liebe.
Die chemische Liebe ist eher ein Symbol fürs Verliebt-Sein, für Faszination, Begeisterung, Zuneigung, Harmonie und gegenseitiges Verständnis.
Woher kommt also die Liebe? Vom liebenden Gott! Der Hl. Johannes schreibt:
„Liebe ist aus Gott…, denn Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,7-8).
Und die Hl. Katharina von Siena ergänzt: „Weil Gott den Menschen aus Liebe erschaffen hat, kann der Mensch ohne Liebe nicht leben.“

Msgr. Dr. Josef Hernoga, 18.08.23