Dankbarkeit

Seit vielen Jahren mache ich persönlich die Erfahrung, dass die Dankbarkeit, die ich Gott und meinen Mitmenschen erweise, mich selber erfreut.
Nach dem Tod meiner Eltern habe ich gelernt die Traurigkeit mit Dankbarkeit zu „verarbeiten“. Ich erinnerte mich an die guten Taten meiner Eltern und Brüder, an die schönen Stunden und Tage, die wir gemeinsam erleben durften und ich danke Gott dafür. Das besänftigt die Seele

Im Buch von Andreas Knapp habe ich gelernt, dass die Dankbarkeit auch Heilmittel sein kann:
„Mich hat eine Begegnung mit Bischof Adalbert Boros, der im kommunistischen Rumänien 13 Jahre in Kerkerhaft verbringen musste, tief bewegt“ schrieb Andreas Knapp. Dieser Mann hat die Folter der Einzelhaft psychisch überlebt, indem er immer einen Anlass zur Dankbarkeit suchte: „An manchen Tagen konnte man das, was man uns vorsetzte, tatsächlich essen. Manchmal hörte ich durch das vergitterte Fenster meiner Zelle einen Vogel singen. Es gab Momente, in denen ich meinte, in den Augen meiner Bewacher einen Hauch von Mitleid zu erkennen. Und an einigen Tagen habe ich mich gefreut, weil mir die Worte eines Psalms wieder eingefallen sind und ich mit ihnen beten konnte. So fand ich jeden Tag etwas, wofür ich Gott danken konnte.“  Für Bischof Boros erwies sich die Dankbarkeit als Heilmittel gegen Depression, Bitterkeit und Verzweiflung.“
(A. Knapp, Vom Segen der Zerbrechlichkeit, Würzburg 2018, S.53).

Ja! Dankbarkeit ist Quelle der Freude. Sie kann „trösten“ und heilen…

Msgr. Dr. Josef Hernoga, Schwabach, 01.10.21

P.S. „Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind“ (Francis Bacon).