Das spirituelle Recycling

„Als Recycling bezeichnet man den Prozess der Wiederaufbereitung von weggeworfenen Wertstoffen zu einem neuen Produkt. Das ursprüngliche Produkt wird in diesem Prozess, meist durch ein Schmelzverfahren zerstört, aber der gewonnene Wertstoff wird für die Herstellung neuer Produkte verwendet.“ (Wikipedia).
Auch im spirituellen Leben kann man im übertragenen Sinn von Recycling reden. Der notwendige Prozess der „Wiederaufarbeitung“ der „geistlichen Abfälle“ unseres Denkens, Sprechens und Handelns geschieht im Sakrament der Beichte. Hier werden unsere Sünden, Fehler, Schwächen, Probleme, Sorgen bzw. alles, was unser Gewissen „verschmutzt“ und unser Herz belastet, vor Gott zur „Wiederverwertung“ „abgeladen“.
Im Bußsakrament geschieht ein heiliger Tausch: Wir geben Jesus Christus unsere Sünden ab und er schenkt uns dafür seine heilende Gnade, inneren Frieden, geistliche Kraft und Freude… Meine seelischen Verletzungen werden geheilt. „Das Unheil ist immer das Heil, das ich ablehne“ (Kurt Tepperwein).
Der Beichtstuhl ist wie ein Müllcontainer. Hier geschieht gewisse „Müllverbrennung“. Die Sünden werden vernichtet, ausgelöscht. „Sind eure Sünden wie Scharlach, weiß wie Schnee werden sie. Sind sie rot wie Purpur, wie Wolle werden sie“ (Jes 1,10).
Die Sünden und die Fehler, die ich begangen habe, werden wie eine Inschrift im Sand durch den Wind des Hl. Geistes verweht. Sie sind wie mit der Kreide geschriebene Worte an der Tafel, die mit dem nassen Schwamm komplett gewischt werden. Sie sind einfach nicht da.
Bei der „Verarbeitung“ meiner Schwächen spielt der Dialog zwischen mir und dem Beichtvater eine große Rolle. Die Aussprache bzw. das vollständige Bekenntnis meiner Schuld entlastet mich. „Nur das kann geheilt werden, was ausgesprochen wird“ (Hl. Augustinus). Wichtig ist auch Fragen zu stellen und Ratschläge anzunehmen (Beichtgespräch). Denn „das Wort, das mir hilft, kann ich mir nicht selbst sagen.“

Msgr. Dr. Josef Hernoga, Schwabach, 17.03.23