Mit und bei den Opfern von Gewalt aushalten

Zu Beginn der Fasten- und Passionszeit fand die samstägliche Andacht in der Stadtkirche Schwabach in besonderer Weise ökumenisch statt. Die evangelische Dekanin Berthild Sachs und der katholische Dekan Matthäus Ottenwälder gedachten gemeinsam den Herausforderungen der Zeit und luden ein zu Stille und Gebet. „Die anhaltende Corona-Pandemie, die Missbrauchsskandale in der Kirche und der Krieg in der Ukraine erfordern unser Standhalten“, so Dekanin Sachs bei der Begrüßung.
Aus Scham vor den Opfern sexuellen Missbrauchs und im Eingeständnis der Schuld, die Kirche auf sich geladen hat, würden ihm die Worte fehlen und hätte Dekan Matthäus Ottenwälder seine Ansprache am liebsten komplett durch Stille ersetzt. Symbolisch lud er die Gottesdienstbesucher zu einer Minute Stille ein. Fassungslos und beschämt gedachte er dann der Missbrauchsopfer: „Gerade jetzt in der Fasten- und Bußzeit will ich mich dem Zorn der Menschen stellen, den Opfern zuhören, auch wenn ich weiß, dass deren Wunden nie heilen und die Bilder des Schreckens nie von deren Seele weichen werden“.
Durch das Antlitz des gekreuzigten Jesu hindurch sehe er die Gesichter der Leidtragenden und frage: Herr, warum? Auch damals, als Jesus gekreuzigt wurde, hätten viele weggeschaut. Mit und bei den Missbrauchsopfern aushalten, mit den Ukrainern, denen im Krieg unsägliche Gewalt angetan wird, mitleiden und deren Not lindern – das sei das Gebot der Stunde und dazu rufe die Fastenzeit auf.
Mit dieser Andacht ist auch der Auftakt gegeben, dass sowohl in den evangelischen Gemeinden als auch in katholischen Pfarreien zum Gebet für die Opfer von Krieg und Missbrauch in der Zeit bis Ostern eingeladen wird.

Bild: Dekanin Berthild Sachs und Dekan Matthäus Ottenwälder. Foto: © H. Gröschel-Pickel